Sina Riffel

Tiertherapie und Hundetraining

2022-03-27

Kitten/Welpe oder erwachsenes Tier - was passt zu mir?

Sie sind klein, tapsig und einfach nur goldig - Hunde- und Katzenbabys lassen das Herz jedes Tierliebhabers höher schlagen. Kein Wunder, dass die meisten zukünftigen Tierbesitzer zunächst erst einmal an die Anschaffung eines Welpen oder Kitten denken. Doch genau wie bei einem richtigen Baby benötigt auch ein Tierkind sehr viel Zeit, Aufmerksamkeit und Geduld. Für einige Menschen, wäre daher die Anschaffung eines erwachsenen Tieres empfehlenswerter. Welches Tier in den Haushalt passt, wird in diesem Beitrag beleuchtet.

Zeit
Einer der wichtigsten Faktoren, die man bei der Wahl zwischen Welpen/Kitten oder erwachsenem Tier bedenken sollte, ist die Zeit. Wichtige Fragen die man sich stellen sollte, sind:
Wie viel Zeit habe ich täglich für das Tier?
Wie viel Zeit kann/will ich für die Erziehung aufwenden?
Wie viel Urlaub kann ich mir für die Eingewöhnung des Tieres nehmen?
Wie lange muss das Tier täglich alleine bleiben bzw. wie plane ich den Alltag mit dem Tier?

Natürlich sollte man für jedes Tier, egal welchen Alters, genug Zeit einplanen. Wer täglich eigentlich nur 10 Minuten Zeit für Beschäftigung und Kuscheln aufwenden kann, sollte sich kein Tier in den Haushalt holen.

Babys und Senioren benötigen mehr Ruhezeit. Erwachsene Hunde ruhen täglich zwischen 14 bis 17 Stunden, Welpen und Senioren um die 22 Stunden. Erwachsene Katzen schlafen 16 bis 18 Stunden täglich, Kitten und Senioren dagegen über 20 Stunden. Erwachsene Tiere brauchen mindestens dreimal täglich längere Beschäftigungszeiten. Welpen und Kitten dagegen mehrere, dafür kürzere Einheiten.

Für die Eingewöhnung eines Welpen bzw. Kitten sollte man zudem mehr Zeit einplanen. Während ein erwachsenes Tier gut über das Wochenende eingewöhnt werden kann, sollte für einen Welpen oder Kitten mindestens eine Woche Urlaub eingeplant werden. Das macht vor allem bei Hundewelpen Sinn, die nicht selbstständig nach draußen und nicht den Luxus eines Katzenklos in Anspruch nehmen können. Sie müssen daher in der ersten Zeit mehrmals nachts nach draußen gebracht werden, damit sie sich lösen können.
Natürlich profitiert auch ein erwachsenes Tier davon, wenn man mehr Zeit für die Eingewöhnung einplant.

Welpen und Kitten sollten täglich nur für kurze Zeit allein gelassen werden, max. 2 Stunden am Stück. Wichtig ist dabei, dass den Kleinen die Trennung langsam antrainiert wird.

Unabhängig vom Alter spielen vor allem bei Katzen auch die Rasse, der Charakter und die Lebensumstände eine Rolle. Einige Katzenrassen sind menschenbezogener als andere. Während bestimmte Rassen die Gegenwart von Artgenossen mehr schätzen, benötigen andere Rassen ihren Menschen um glücklich zu sein. Ebenso gibt es Katzen, die charakterlich eher introvertiert sind und lieber ihre Ruhe haben, während andere extrem extrovertiert sind und am liebsten den ganzen Tag beschäftigt werden möchten.
Bei Katzen hängt die Zeit, in der sie alleine bleiben können auch stark davon ab, ob es sich um einen Freigänger, der selbst den ganzen Tag unterwegs ist, oder eine Wohnungskatze, die auf die Beschäftigung durch den Menschen angewiesen ist, handelt. Auch ertragen zwei Katzen, die sich gut verstehen, eine längere Abwesenheit des Besitzers besser als eine Einzelkatze. Selbst Kitten können zu zweit längere Zeit allein gelassen werden.

Hunde hingegen ertragen die Abwesenheit ihres Menschen in jedem Alter nur schwer. Selbst ein Zweithund kann den Menschen nicht ersetzen. Da sich Hunde nur in ihrem Rudel sicher fühlen, ist die Abwesenheit ihres Rudelführers, welcher der Mensch im Idealfall sein sollte, immer eine unschöne Situation. Besteht die Möglichkeit den Hund an langen Arbeitstagen mit ins Büro zu nehmen, empfiehlt sich ein erwachsener Hund. Für Welpen kann die Bürosituation zu stressig sein. Zudem müsste die Arbeit öfter unterbrochen werden, damit der Welpe sich lösen kann.

Erfahrung
Die Erfahrung des zukünftigen Besitzers spielt ebenfalls eine Rolle bei der Auswahl des richtigen Tieres. Um einen Welpen oder ein Kitten richtig zu erziehen, ist es nicht notwendig, bereits ein Tier gehabt zu haben. Wichtig ist nur, dass der Besitzer sich ausreichend informiert, zum Beispiel über Fachliteratur,  oder auch professionelle Unterstützung in Anspruch nimmt. Viele Tiere landen im Tierheim, weil die Besitzer mit der Erziehung überfordert waren. Diese Tiere sind dann als Erwachsene für die Besitzer nicht mehr händelbar und werden daher abgegeben.
Ein erwachsenes Tier, welches bereits ausgebildet  ist, ist daher für Anfänger gut geeignet, da ihnen so schon viel Erziehungsarbeit abgenommen wurde. Aber Achtung: auch hier muss der zukünftige Tierbesitzer sich gut informieren. Selbst ein bereits gut erzogener Hund kann zum Problemtier werden, wenn die Erziehung nicht konsequent fortgesetzt wird oder eine bereits stubenreine Katze wird unsauber, weil die Kloverhältnisse im neuen Zuhause nicht passen.

Wichtig ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass Welpen und Kitten aus guter Haltung in der Regel unbelastet sind, während erwachsene Tiere aufgrund ihrer Vorgeschichte auch Verhaltensprobleme aufzeigen können. Entscheidet man sich als Anfänger in Sachen Tierhaltung also für ein erwachsenes Tier, sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass keine schwerwiegenden Probleme wie extreme Angst oder Aggression vorliegen.

Aussehen und Charakter
Wer Wert auf das Aussehen seines zukünftigen Mitbewohners legt, hat die Wahl zwischen einem bereits erwachsenen Tier oder einem Rassewelpen bzw. Rassekitten. Wer sich hingegen für einen Mischlingswelpen oder Mischlingskitten entscheidet, holt sich eine kleine Wundertüte ins Haus. Das Aussehen kann sich im Laufe der Zeit noch einmal stark ändern.

Beim Charakter ist es ähnlich, nur dass hier ebenfalls der Rassewelpe oder das –kitten charakterlich noch für Überraschungen sorgen kann. Die rasseüblichen Charakterzüge kommen nicht bei jedem Tier zur Geltung, da auch der individuelle Charakter eine große Rolle spielt. (Mehr dazu können Sie in meinem Blogbeitrag Tierheim oder Züchter – die Vor- und Nachteile - Teil 1 lesen). Für wen der Charakter des zukünftigen Tieres also das wichtigste Kriterium ist, sollte auf jeden Fall ein erwachsenes Tier wählen.

Zweites Tier im Haushalt
Soll der neue Mitbewohner als Zweittier in den Haushalt kommen, ist die Wahl des Alters besonders wichtig. Viele Menschen, die bereits ein älteres Tier im Haushalt haben, entscheiden sich für einen Welpen oder ein Kitten. Die Gedanken dahinter sind, dass das Jungtier das ältere Tier wieder etwas mehr auf Trab bringt und die Vergesellschaftung aufgrund des Welpenschutzes besser klappt. Zudem neigt sich die Lebenszeit des ersten Mitbewohners vielleicht bereits dem Ende zu. Der neue Tier soll daher noch möglichst lange bei der Familie bleiben.
Sicher sind diese Gedankengänge nachvollziehbar, leider unterliegen sie einigen Irrtümern. Zum einen gibt es Welpenschutz nur innerhalb der Geburtsfamilie. Dass ein erwachsenes Tier einen Welpen oder ein Kitten gut annimmt, ist daher nicht garantiert.

Zum anderen sollten die Tiere idealerweise ein ähnliches Alter haben. Sucht man für einen menschlichen Teenager einen Spielkameraden, käme man auch nie auf die Idee, dass ein Baby die ideale Wahl wäre. Bei Tieren ist es genauso. Natürlich gibt es die seltenen Fälle, in denen ältere Tiere durch jüngere Mitbewohner aufblühen, meist sind sie aber eher durch die Energie der Kleinen genervt. Die Welpen oder Kitten hingegen langweilen sich schnell mit den älteren Mitbewohnern. Das kann zu starken Konflikten zwischen den Tieren führen, wenn das jüngere immer wieder versucht das ältere zu animieren und dieses es genervt zurückweist.

Kinder im Haushalt
Für Kinder ist es eine tolle Erfahrung mit Tieren aufzuwachsen. Bei der richtigen Anleitung durch die Eltern, lernen sie frühzeitig Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen und rücksichtsvoll mit ihm umzugehen. Passt die Konstellation, finden die Kinder oft einen guten Freund und Seelentröster im tierischen Mitbewohner. Hier spielt wieder das Alter eine große Rolle. Wer gerade ein Baby bekommen hat, sollte sich nicht noch einen Welpen oder ein Kitten ins Haus holen. Mit der Erziehung und Betreuung des menschlichen Nachwuchses sind die Eltern meist schon voll beschäftigt. Für die Erziehung eines Tierkindes bleibt da eigentlich keine Zeit.

Auch bei kleineren Kindern bis fünf Jahren, sollte kein Welpe oder Kitten ins Haus geholt werden. Kinder können in dem Alter noch nicht genau verstehen, was man mit dem Tier tun darf und was nicht. Zudem sind Welpen und Kitten körperlich nicht so robust, wenn das Kind doch einmal fester zufasst. Erwachsene Tiere zeigen klarer ihre Grenzen oder gehen einfach, wenn es ihnen zu viel wird. Sie erkennen auch besser, dass es sich bei dem kleinen Menschen um ein Kind handelt und gehen vorsichtiger mit ihm um oder sind in einigen Dingen toleranter als einem Erwachsenen gegenüber.

Sollte also ein Tier in den ersten fünf Lebensjahren einziehen, wäre ein erwachsenes Tier, welches bereits gute Erfahrungen mit Kindern gemacht hat, ideal.

Fazit: Nicht immer ist ein Hundewelpe oder Kitten die beste Wahl für den neuen tierischen Mitbewohner. Manchmal ist ein bereits erwachsenes Tier die bessere Alternative. Überlegen Sie daher bitte genau, was besser zu Ihnen und Ihren Lebensumständen passt. Als Tiertherapeutin helfe ich Ihnen gern das passende Tier zu finden.

Anschaffungsberatung für Hunde
Anschaffungsberatung für Katzen

Anmerkung: Fachlich gesehen ist die richtige Bezeichnung für Katzenbabys „Katzenwelpen“. Da die meisten Menschen mit dem Begriff „Welpe“ aber Hundebabys verbinden, habe ich in diesem Beitrag die Katzenbabys als Kitten bezeichnet. 

Admin - 15:24:52 @ Hund, Katze | Kommentar hinzufügen

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